Kapitel 3: Eine unangenehme Überraschung
Die Autobahn rauschte monoton unter den Reifen des Familienwagens dahin, während die Morgendämmerung langsam den Himmel erhellte. Mia saß auf ihrem Kindersitz und ließ ihren Blick träge aus dem Fenster schweifen. Die Müdigkeit übermannte sie schließlich, und sie döste leicht ein, während Julia vorne neben ihrer Mutter plappernd versuchte, die Langeweile zu vertreiben.
Mia wachte erst wieder auf, als das Auto langsamer wurde und ihre Mutter Carla die Ankündigung machte: „Mädels, wir machen einen kurzen Zwischenstopp an der Raststätte, um uns zu strecken und die Toiletten zu benutzen.“
Noch halb verschlafen, spürte Mia plötzlich ein ungutes Gefühl. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, als sie die leichte Nässe zwischen ihren Beinen bemerkte. In ihrem Halbschlaf hatte sie tatsächlich in den Kindersitz gemacht. Panik ergriff sie. Was sollte sie jetzt tun? Ihre Mutter und Julia durften das auf keinen Fall erfahren!
Schnell griff sie nach dem Pullover, den sie auf ihrem Schoß liegen hatte, und band ihn sich um die Hüfte, um den verräterischen Fleck zu verbergen. Carla parkte das Auto, und Mia stieg vorsichtig aus, darauf bedacht, niemanden ihren Sitz sehen zu lassen. Sie wollte sich so schnell wie möglich auf den Weg zu den Toiletten machen, um die Situation irgendwie in den Griff zu bekommen.
Doch ihre kleine Schwester Julia, die immer aufmerksam war, entdeckte den kleinen Fleck auf Mias Kindersitz. „Mama, guck mal! Da ist ein Fleck auf Mias Sitz!“ Julias unschuldige Neugier machte die Situation noch unangenehmer.
Carla wandte sich um und sah Mia, die bereits einige Schritte Richtung Toiletten gemacht hatte. „Mia, komm mal her“, sagte Carla mit sanfter, aber bestimmter Stimme. Mia blieb wie angewurzelt stehen und wusste, dass es keinen Sinn hatte, weiter zu flüchten. Langsam drehte sie sich um und kehrte zum Auto zurück.
Carla sah Mia forschend an und bemerkte die verlegene Haltung ihrer Tochter. Sie hob vorsichtig den Pullover an und entdeckte die nasse Stelle auf Mias Hose. Ein leises Seufzen entwich ihr. „Mia, warum hast du mir das nicht gleich gesagt?“, fragte Carla, enttäuscht, aber auch besorgt.
Mia senkte den Blick. „Es tut mir leid, Mama. Ich wollte nicht, dass du oder Julia es merkt…“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, und Scham lag schwer in ihren Augen.
Carla kniete sich hin und legte sanft eine Hand auf Mias Schulter. „Ich verstehe, dass dir das peinlich ist, aber es wäre besser gewesen, es mir gleich zu sagen. Jetzt müssen wir uns umziehen, bevor wir weiterfahren können.“
Doch als Carla den Kofferraum öffnete und Mias Koffer unter all den anderen Gepäckstücken eingeklemmt sah, wurde ihr klar, dass es eine Weile dauern würde, alles herauszuholen. Um die Zeit zu sparen, griff sie stattdessen zu Julias Koffer, der leichter zugänglich war. Sie suchte nach etwas Passendem für Mia, aber da viele von Julias Sachen mittlerweile größer waren, entschied sie sich für ein Kleid, das Julia bald zu klein sein würde.
Es war ein einfaches, kindliches Kleid in einem blassen Rosa mit einem Muster aus kleinen Bärchen. Als Carla Mia das Kleid reichte, verzog sich deren Gesicht. „Mama, das ist doch viel zu kindisch…“, protestierte Mia leise, aber Carla blieb hart.
„Ich weiß, Mia. Aber wir haben keine Zeit, den ganzen Kofferraum auszuräumen. Das hier passt dir, und wir müssen weiter.“ Carla spürte, wie zerknirscht Mia war, aber es blieb keine andere Wahl.
Widerwillig zog Mia das Kleid an, und die Fahrt ging weiter. Mia saß still und zurückgezogen auf ihrem Kindersitz, während Julia voller Energie über all die aufregenden Dinge sprach, die sie im Ferienresort tun wollte. Carla war besorgt und machte sich bereits Gedanken darüber, ob sie für Mia nicht ebenfalls eine Packung DryNites besorgen sollte. Aber sie sagte nichts, um Mia nicht noch mehr zu verunsichern.
Als sie schließlich das Ferienresort erreichten, war die Stimmung im Auto geteilt. Julia hüpfte vor Aufregung, während Mia bedrückt aus dem Fenster starrte, voller Sorge darüber, wie der Rest des Urlaubs verlaufen würde.