Die frische Morgenluft füllte ihre Lungen, als Sophie und Melanie die Haustür hinter sich schlossen. Der Streit ihrer Eltern hallte noch immer in ihren Köpfen nach, aber die Ruhe der Straße bot eine kurze, willkommene Pause. Sie gingen schweigend nebeneinander her, bis Melanie schließlich den Mut fand, das Gespräch zu beginnen.
"Warum müssen Mama und Papa immer streiten?" fragte Melanie, ihre Stimme leise und voller Kummer. Sophie warf ihrer Schwester einen traurigen Blick zu.
"Ich weiß es nicht, Mel," antwortete sie ehrlich. "Ich glaube, sie haben einfach zu viel Stress. Aber es ist nicht unsere Schuld, das weißt du, oder?"
Melanie nickte, aber ihre Augen blieben auf den Boden gerichtet. "Es fühlt sich trotzdem schrecklich an," murmelte sie. "Ich wünschte, sie würden einfach aufhören."
"Ich auch," sagte Sophie und legte einen Arm um die Schulter ihrer Schwester. "Vielleicht wird es ja besser. Irgendwann."
Eine Weile gingen sie schweigend weiter, bis Melanie wieder das Wort ergriff. "Warum hast du heute Morgen die Waschmaschine angemacht? Hast du etwas verschüttet?"
Sophie spürte, wie ihre Nervosität zurückkehrte. "Ähm, nein... Es war einfach... ich musste nur etwas waschen," stammelte sie und versuchte, ruhig zu bleiben.
Melanie blickte sie misstrauisch an. "Was war es denn?"
Sophie zögerte, und für einen Moment schien es, als würde Melanie die Wahrheit erraten. Doch gerade als Sophie eine Antwort formulieren wollte, erreichten sie die Straßenecke, an der sich ihre Wege trennten.
"Wir reden später, okay?" sagte Sophie hastig und beugte sich vor, um Melanie einen schnellen Kuss auf die Stirn zu geben. "Hab einen guten Tag in der Schule, Mel!"
"Du auch," antwortete Melanie, immer noch mit einem fragenden Ausdruck im Gesicht. Sophie winkte ihr zu und beobachtete, wie ihre Schwester in Richtung ihrer Schule davonging.
An der Ecke wartete bereits Lisa, wie jeden Morgen. Sie lächelte Sophie zu, als diese sich ihr anschloss. "Hey, alles klar bei dir?" fragte Lisa, als sie gemeinsam den Weg zur Schule fortsetzten.
Sophie zögerte einen Moment, bevor sie antwortete. "Ja, alles in Ordnung," log sie, während sie versuchte, den Kloß in ihrem Hals herunterzuschlucken. "Nur ein bisschen müde."
Lisa nickte und schien die Antwort zu akzeptieren, doch Sophie konnte das nagende Gefühl nicht abschütteln, dass Lisa mehr wusste oder ahnte, als sie zugeben wollte. Trotzdem war sie froh, ihre Freundin an ihrer Seite zu haben, und gemeinsam setzten sie ihren Weg zur Schule fort, während die Sonne langsam höher stieg und die Welt in ein warmes, goldenes Licht tauchte.
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