Der Zoo war voller Leben, das Gebrüll der Löwen mischte sich mit dem Lachen der Kinder und dem Zwitschern der Vögel. Isabell, Lina und Claudia schlenderten die Hauptwege entlang und blieben immer wieder stehen, um die Tiere zu betrachten. Die ersten Stationen waren die Affenhäuser, wo Lina begeistert zuschaute, wie die Tiere von Ast zu Ast sprangen.
"Schau mal, Isabell! Die Affen machen so lustige Gesichter!", rief Lina lachend.
Isabell lächelte gezwungen und nickte. "Ja, sehr lustig", murmelte sie, während sie sich bemühte, den Anschein von Begeisterung zu erwecken, den ihre Mutter von ihr verlangte.
"Isabell, du solltest dich wirklich mehr freuen", sagte Claudia tadelnd. "Kinder in deinem Alter sind normalerweise ganz aufgeregt bei so etwas."
"Ich versuche es ja", erwiderte Isabell leise. Doch ihre Gedanken waren woanders. Sie fühlte ein unangenehmes Drücken in ihrer Blase und wusste, dass sie bald eine Toilette finden musste.
Nach einer Weile kamen sie zu den Elefanten. Die riesigen Tiere schaukelten gemächlich mit ihren Rüsseln und zogen die Aufmerksamkeit vieler Besucher auf sich. Isabell hielt es nicht mehr aus. Sie drehte sich zu ihrer Mutter um und flüsterte: "Mama, ich muss auf die Toilette."
Claudia seufzte und sah ihre Tochter streng an. "Isabell, du bist fünfzehn. Du solltest in der Lage sein, solche Dinge besser zu kontrollieren. Du bist doch ein großes Mädchen, oder?"
Isabell biss sich auf die Lippe. "Ja, aber ich muss wirklich dringend", flehte sie.
Claudia rollte mit den Augen. "Na gut, aber wir sind hier, um Spaß zu haben. Benimm dich trotzdem wie ein kleines Mädchen, erinnerst du dich? Also keine Mätzchen."
Sie gingen zu einem der Kioske in der Nähe, wo eine Karte des Zoos ausgehängt war. Claudia suchte nach den Toiletten und führte die Mädchen in die entsprechende Richtung. Isabell folgte, spürte jedoch die drängende Notwendigkeit, die Blase zu entleeren, immer stärker.
Als sie schließlich bei den Toiletten ankamen, war die Schlange lang. Isabell hüpfte nervös von einem Fuß auf den anderen. "Mama, ich weiß nicht, ob ich es schaffe", flüsterte sie verzweifelt.
Claudia schaute sie streng an. "Isabell, hör auf zu jammern. Stell dich einfach an und warte. Große Mädchen schaffen das."
Isabell nickte, Tränen der Frustration in den Augen. Sie versuchte, ruhig zu bleiben, aber die Minuten zogen sich endlos hin. Schließlich war sie an der Reihe und eilte in die Kabine. Es war knapp, doch sie schaffte es rechtzeitig.
Nach dem Toilettengang fühlte sie sich etwas erleichtert, aber auch gedemütigt. Als sie zu ihrer Mutter und Lina zurückkehrte, sah Claudia sie streng an. "Das nächste Mal, Isabell, versuch bitte früher Bescheid zu sagen. Du bist alt genug, um das besser zu managen."
Isabell nickte und senkte den Kopf. "Ja, Mama", murmelte sie.
"Und vergiss nicht, dich wie ein kleines Mädchen zu benehmen. Wir müssen die Kinderkarte rechtfertigen."
Der restliche Vormittag verging mit weiteren Besichtigungen. Sie sahen die Raubtiere, die exotischen Vögel und die beeindruckenden Reptilien. Isabell bemühte sich, die kindliche Fassade aufrechtzuerhalten, aber in ihrem Inneren kämpfte sie mit der ständigen Demütigung und den widersprüchlichen Anforderungen ihrer Mutter.
Während sie am Eisbärgehege standen, dachte Isabell darüber nach, wie sehr sie sich wünschte, der Tag wäre bereits vorbei. Sie wollte einfach nur nach Hause und die peinliche Kleidung ablegen, doch sie wusste, dass noch viele Stunden vor ihr lagen.