sabell rieb sich verschlafen die Augen und streckte sich, als sie aufwachte. Doch anstatt der gewohnten Wärme ihres Bettes fühlte sie plötzlich eine unangenehme Feuchtigkeit. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Nicht schon wieder, dachte sie panisch und warf die Decke beiseite. Ein großer nasser Fleck breitete sich über das Laken aus. Schnell sprang sie aus dem Bett, doch es war zu spät. Die Tür ging auf und ihre kleine Schwester Lina stand grinsend im Türrahmen.
"Na, wieder mal ins Bett gemacht?", neckte Lina mit einem breiten Lächeln. Isabell lief rot an und versuchte, das Laken hastig zusammenzurollen, um den Schaden zu verbergen. Aber Lina war schneller und rannte den Flur hinunter, laut rufend: "Mama, Isabell hat wieder ins Bett gemacht!"
Isabell fühlte sich, als würde der Boden unter ihren Füßen wegsacken. Sie wollte schreien, wollte ihre Schwester anschreien, aber sie wusste, dass es keinen Zweck hatte. Stattdessen stand sie nur da, zitternd und wütend.
Wenige Minuten später erschien ihre Mutter, Claudia, in der Tür. Ihr Gesichtsausdruck wechselte von Überraschung zu einem strengen Stirnrunzeln. "Isabell, wie oft soll das noch passieren? Du bist fünfzehn Jahre alt, nicht fünf."
"Es tut mir leid, Mama", murmelte Isabell, den Blick gesenkt. Sie fühlte sich wie ein kleines Kind, das ausgeschimpft wurde, und der Spott ihrer Schwester machte es nicht besser.
Claudia seufzte und schüttelte den Kopf. "Zieh dich um und mach das Bett neu. Dann komm zum Frühstück."
Isabell nickte stumm und wartete, bis ihre Mutter und Lina gegangen waren, bevor sie sich um das Bett kümmerte. Nachdem sie sich umgezogen hatte, ging sie zögerlich in die Küche. Das Frühstück war bereits auf dem Tisch, und Lina saß dort, noch immer mit diesem provozierenden Grinsen auf den Lippen.
"Setz dich, Isabell", sagte Claudia, ohne aufzusehen. Isabell setzte sich schweigend und begann, an ihrem Toast zu nagen, ohne wirklich Hunger zu haben.
"Wir machen heute einen Ausflug in den Zoo", verkündete Claudia schließlich, während sie Kaffee in ihre Tasse goss. "Aber ich habe mir überlegt, dass wir ein bisschen Geld sparen könnten. Kinder unter zwölf zahlen weniger, und da Lina noch ein Kind ist, bekommt sie sowieso ein Kinderticket. Ich dachte, vielleicht könnten wir es auch für dich versuchen."
Isabell sah ihre Mutter ungläubig an. "Was? Aber ich bin fünfzehn! Das wird niemals funktionieren."
Claudia sah sie streng an. "Du bist klein für dein Alter. Wenn du dich kindlich benimmst und die richtigen Sachen trägst, merken sie vielleicht keinen Unterschied."
"Das ist lächerlich", protestierte Isabell, aber Claudia ließ sich nicht beirren.
"Ich habe dir schon etwas herausgelegt", sagte sie ruhig und deutete auf die Stühle im Esszimmer, wo eine Latzhose und ein pinkes Barbie-T-Shirt lagen. "Zieh das an, sonst bleiben wir zu Hause."
Isabell fühlte, wie die Tränen hinter ihren Augen brannten. "Das ist unfair!", schrie sie.
Claudia hob eine Augenbraue. "Unfair? Unfair ist, dass ich ständig deine nassen Laken waschen muss. Zieh die Kleidung an, Isabell."
Widerwillig griff Isabell nach der Kleidung und stand auf. "Fein", murmelte sie und ging in ihr Zimmer zurück. Als sie die kindlichen Sachen anzog, fühlte sie sich gedemütigt und wütend, aber sie wusste, dass sie keine Wahl hatte.
Als sie zurück in die Küche kam, lachte Lina leise. "Du siehst aus wie ein kleines Mädchen", spottete sie.
Isabell ignorierte sie und setzte sich wieder an den Tisch. Claudia nickte zufrieden. "Gut. Denk daran, dich auch kindlich zu benehmen. Das ist wichtig."
Isabell sagte nichts, sie starrte nur auf ihren Teller und versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Der Tag hatte gerade erst begonnen, und sie fühlte sich bereits, als könnte nichts ihn noch schlimmer machen. Aber tief in ihrem Inneren wusste sie, dass dieser Sommertag im Zoo noch viele unangenehme Überraschungen für sie bereithalten würde.